Kosovoreise 2019

Reise der SP Bödeli in den Kosovo

Eine Gruppe der SP Bödeli reiste vor kurzem unter der Leitung von Hanspeter Berger und Gani Demi in den Kosovo, um sich vor Ort einen geografischen, historischen und politischen Überblick über das kleine Balkanland zu verschaffen, das in der neueren europäischen Geschichte oft im Brennpunkt stand.
Vor zwanzig Jahren beendete die Nato den Kosovo-Krieg und seit rund zehn Jahren ist das Land ein unabhängiger, von der Staatengemeinschaft überwachter Staat. Im Aufbau begriffen ist mit internationaler Hilfe eine parlamentarische Demokratie mit der dazu gehörigen Verwaltung und Infrastruktur nach europäischem Vorbild.
Bei dieser Aufbauarbeit leistet die Schweiz einen wichtigen Beitrag. Davon konnte sich die Reisegruppe anlässlich eines Besuches auf der Schweizer Botschaft in Pristina überzeugen. Auch im Rahmen der verschiedenen Treffen mit Parlamentariern und lokalen Behörden wurde betont, wie wertvoll die guten Dienste der Schweiz für die Entwicklung des Kosovos sind. Dazu gehört auch die Swisscoy-Mission, welche als Teil der KFOR Friedenstruppe der Nato mithilft, Ruhe und Ordnung im Land zu gewährleisten. Die Präsenz der Schweizer Soldaten ist in der Bevölkerung sehr willkommen, das konnte die Reisegruppe eindrücklich auf dem Stützpunkt in Prizren miterleben.
Von der Hauptstadt aus besuchte die Gruppe das geschichtsträchtige Amselfeld, wo die Serben 1389 zwar erfolglos, aber tapfer das christliche Europa gegen die Osmanen verteidigten. Ein Ausflug führte auch zur Brücke von Mitrovica, welche den nördlichen Teil des Kosovos mit überwiegend serbischer Bevölkerung vom albanischstämmigen trennt. Auf dem Programm stand ferner ein Besuch der Gedenkstätte des kosovarischen Freiheitskämpfers Adem Jashari in Prekaz.
Im Kosovo befinden sich bedeutende Bauwerke der serbisch-orthodoxen Kirche, wie das Kloster Gracanica, das Patriarchat in der Nähe der Stadt Peja und die Klosteranlage von Decan, welche alle als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft sind und vor allem für Serbien grosse Bedeutung haben. Der Kosovo hat auch landschaftliche Schönheiten zu bieten, wie etwa die wildromantische Rugova-Schlucht.
Die Weiterreise nach Nordmazedonien, wie sich das kleine Land südlich des Kosovos neuerdings nennt, führte durch den südwestlichen Zipfel Serbiens, durch das Presevotal. Gegenwärtig steht zur Diskussion, das Gebiet mit mehrheitlich albanischer Bevölkerung gegen den serbischen Norden des Kosovos abzutauschen. Ob neue Grenzziehungen und die damit verbundene ethnische Bereinigung allerdings zur Beruhigung der Situation beitragen kann oder nur neue Minderheitenprobleme schafft, ist ungewiss.
In der Hauptstadt Skopje besichtigte die Reisegruppe das Gedenkhaus von Mutter Teresa und erhielt eine Führung durch die sehenswerte Altstadt und den Bazar. In der Neustadt sorgt das Grossprojekt «Skopje 2014» für grosse Kontroversen. Um die jugoslawische Vergangenheit auszuradieren und den Tourismus anzukurbeln werden die nach dem gewaltigen Erdbeben in den 60-er Jahren erstellten Betonbauten in protzige Prunkbauten im barocken und
neoklassizistischen Stil umgebaut und sollen der Stadt zusammen mit den auffallend vielen Statuen und Denkmälern
ein neues antikes Image geben.
Fachlich unterstützt wurde die SP Bödeli bei der Vorbereitung dieser eindrücklichen Reise vom Historiker und
Balkanspezialisten Roland Müller aus Spiez. Im Regionalverband wird nun die zehntägige Reise nochmal
ausgeschrieben und soll demnächst wiederholt werden.
Zum Kosovo:
Der Kosovo ist wie die Schweiz ein Binnenland, aber viermal kleiner und wirtschaftlich schwach. Das Durchschnittsalter
der rund 2 Millionen Einwohner beträgt gerade mal 28,7 Jahre, die Arbeitslosigkeit über 40 % und das
Durchschnittseinkommen um die 300 Euro im Monat. Im Kosovo leben sechs verschiedene Ethnien, der Anteil der
Albaner beträgt etwa 90 %. Als Staat anerkannt wird der Kosovo derzeit von 111 der 193 UNO-Mitgliedstaaten. Die
Diaspora in der Schweiz umfasst rund 200 000 Kosovo-Albaner.
Was das Land dringend braucht sind nachhaltige Investitionen aus dem Ausland. Voraussetzung dafür ist aber eine
langfristige Stabilität und die Eindämmung der organisierten Kriminalität.